(Wien, 03-07-2023) – Im neuen MedUni Campus Mariannengasse, den die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die Medizinischen Universität Wien errichten, entsteht aktuell eine neue Fernkältezentrale von Wien Energie. Der Energiedienstleister errichtet hier in Wien-Alsergrund die achte leistungsstarke Fernkältezentrale der Stadt und investiert dafür rund 20 Millionen Euro. „Der Bedarf an Kühlung nimmt stark zu. Allerdings soll der Energieverbrauch sinken und Wien bis 2040 klimaneutral werden. Fernkälte ist insbesondere in dichtverbauten Gebieten ein wichtiger Baustein, um unsere Stadt auch in Zukunft bei steigenden Temperaturen durch den Klimawandel so lebenswert zu halten. Sie ist die effizienteste und umweltfreundlichste Form der Klimatisierung in der Stadt“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Fernkälte spart Energie und CO2
„Klimaschutz ist eine der zentralen Aufgaben unserer Generation. Unsere Ziele sind ambitioniert – darum müssen wir jetzt loslegen. Mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit, energieeffizienten Gebäude und der Nutzung von Fernwärme bzw. -kälte und Geothermie können wir unsere Ziele erreichen. Ich gratuliere den Projektbetreibern: Mit dem neuen Campus der Medizinischen Universität Wien wird zeitgemäße Infrastruktur für Lehrende und Studierende geschaffen,“ so Finanzminister Magnus Brunner. Der größte Fernkälte-Abnehmer wird der MedUni Campus selbst sein, dessen 35.000 m² Fläche über die Fernkältezentrale gekühlt werden. Die restliche Kühlleistung fließt in das Fernkältenetz, das Wien Energie laufend ausbaut. Ein wichtiger Schritt, um das Fernkältenetz in der Innenstadt weiter auszubauen. Fernkälte spart 70 Prozent Energie und 50 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlicher Klimatisierung.
Fernkälte und Abwärme sorgen für angenehme Temperaturen an heißen Sommertagen
Mit den Kältemaschinen wird Fernkälte zur Raumkühlung erzeugt. Als Antriebsenergie dienen Strom und Fernwärme. Über ein eigenes Leitungsnetz wird dieses kalte Wasser im Gebäude über spezielle Installationssysteme verteilt und die Wärme aus den Räumen entzogen. Diese Abwärme wird wiederum mittels Wärmepumpe weiter erwärmt und für die MedUni genutzt. Ein sehr effizienter Kreislauf: Wien Energie deckt damit den gesamten Wärmebedarf der MedUni im Sommer, aber auch einen maßgeblichen Teil der im Winter benötigten Wärme. Im Winter kann sogar noch das Fernkältenetz als Energiequelle für die Beheizung der MedUni genutzt werden. Wenn besonders hoher Kühlbedarf besteht und damit im Sommer mehr Abwärme entsteht, als benötigt wird, gibt es zusätzlich Rückkühler am Dach. Ein eingebauter Eisspeicher wird in Zeiten geringen Verbrauchs, wie beispielsweise nachts, die von den effizienten Maschinen erzeugte Kälte speichern und zu Spitzenzeiten wieder abgeben. Die Gesamteffizienz der Anlage kann somit gesteigert werden. Der gesamte Campus wird komplett mit Kälte, Niedertemperaturwärme und Fernwärme seitens Wien Energie versorgt.
„Die Klimakrise macht auch vor Wien nicht halt! Um für nachhaltige Abkühlung zu sorgen, setzen wir auf den Ausbau der Fernkälte und investieren bis 2027 insgesamt 90 Millionen Euro. Die Fernkältezentrale am MedUni Campus Mariannengasse ist dafür ein wichtiger Meilenstein. Mit der modernen und zukunftsfitten Technologie, die unter anderem aus Wärme Kälte macht, können wir ab 2025 im Alsergrund sehr effizient Kälte erzeugen und insgesamt jährlich 1.000 Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht der CO2-Bindekraft von 80.000 Bäumen! Unser Plan ist, über diese neue Zentrale das Netz zwischen der Innenstadt und rund um die Spittelau zusammenzuschließen“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
"Die Fernkältezentrale ist ein wesentlicher Teil der nachhaltigen Ausrichtung des MedUni Campus Mariannengasse. Es wurden und werden aber auch viele weitere Maßnahmen im Sinne der Nachhaltigkeit wie beispielsweise ein Re-Use-Projekt und eine Photovoltaikanlage umgesetzt. Gerade im Universitätsbereich realisiert die BIG seit Jahren innovative Energiekonzepte im Sinne von CO2-Reduktion und Klimaschutz", sagt Hans-Peter Weiss, CEO der Bundesimmobiliengesellschaft, die den Campus als Liegenschaftseigentümer und Bauherr errichtet.
Kälteversorgung für kritische Infrastruktur
Das bestehende Gebäude mit der Adresse Mariannengasse 3 wird generalsaniert und um einen Zubau mit der Adresse Mariannengasse 5 erweitert. Für die Baumaßnahmen auf dieser Liegenschaft war neben dem Abbruch des Bestandsgebäudes Mariannengasse 5 auch die Entkernung des Bestandsgebäudes Mariannengasse 3 notwendig. Im dortigen Innenhof, der bis zum Auszug der Wien Energie als Parkplatz und Parkgarage genutzt worden war, werden gerade Kellergeschoße errichtet, um das Fernkälteprojekt vorzubereiten. Die dort entstehende Fernkältezentrale wird dann kritische Infrastruktur, wie beispielsweise Forschungseinrichtungen, Spitäler und Kliniken in der Region, mit nachhaltiger Kühlung versorgen. Außerdem dient sie der Erweiterung des Fernkältenetzes in Alsergrund.
Hochmoderner Campus für medizinische Forschung und Lehre
Mit dem Ensemble aus historischen Bestandsgebäuden, die erhalten und generalsaniert werden, und einem Neubau entsteht im 9. Wiener Gemeindebezirk ein hochmoderner Campus für medizinische Forschung und Lehre. Auf einer Fläche von rund 35.000 m² Nutzfläche entsteht Platz für 2.000 Medizin-Studierende und 750 Mitarbeiter*innen der MedUni Wien. Der neue Campus-Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den bestehenden Standorten der MedUni Wien und wird deren vorklinischen Institute an einem Ort bündeln.
Der MedUni Campus Mariannengasse wird in einen Allgemein-, Lehr- und Forschungsbereich gegliedert. Quer durch den Campus wird eine öffentliche Durchwegung von der Spitalgasse in Richtung Lazarettgasse (AKH Wien) geschaffen. "Mit der Verwirklichung des MedUni Campus Mariannengasse erreichen wir unser Ziel eines räumlich integrierten Vorklinik-Campus mit dem Campus AKH. Die räumliche Nähe wird die persönliche Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen weiter stärken und dazu führen, dass Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung noch schneller in die klinische Anwendung und die Ausbildung der jungen Generation einfließen können", erläutert Markus Müller, Rektor der MedUni Wien.
Eckdaten: Fernkältezentrale MedUni Campus Mariannengasse
• Baustart: Sommer 2022
• Inbetriebnahme: geplant für Frühjahr 2025
• Drei elektrische Kältemaschinen, eine Wärmepumpe und eine Absorptionskältemaschine mit insgesamt 17,7 Megawatt Leistung
• Fernkälte für rund 350.000 Quadratmeter Kühlfläche
• Investitionskosten: rund 20 Mio. Euro
Eckdaten: Fernkälte Wien Energie
• Kälteleistung gesamt: 200 Megawatt
• Netzlänge: rd. 28 Kilometer
• Versorgte Gebäude: 190
• Aktuelle Anzahl Kältestandorte: 7 Fernkältezentralen mit Netz-Anschluss, 15 dezentrale Lösungen